Für den Zukunftstag, an dem mein Arbeitgeber dieses Jahr teilnimmt, habe ich ein LED-Projekt entwickelt, das man mit Kindern und Jugendlichen ab ca. 10 Jahren basteln kann. Es ist eine Variante des hier bereits vorgestellten und im Heft ct Hardware Hacks publizierten Projektes “Les Fleurs du Mal“. Im Gegensatz zum ersten Projekt handelt es sich um ein Bastelprojekt ohne Arduino und ohne Elektronik, das sich mit Komponenten für ca. 10 bis 15 Franken pro Kind erstellen lässt. Somit ist es auch geeignet für den Werkunterricht in der Schule. |
Technisch mag dieses Projekt wegen des Verzichts auf den Arduino zwar ein Rückschritt sein, ästhetisch hat es definitiv dazugewonnen.
Projektziel
Mit Kindern aus einfachen Komponenten ein batteriebetriebenes LED-Objekt basteln.
Komponenten
Das Projekt wurde am 14. November 2013 in der Dynasoft mit 2 Gruppen à je 6 Kindern umgesetzt. Jeder der zwei halbtägigen Blöcke dauerte inklusive Pausen 2 1/2 Std.
Allgemeines Material
- Klebstreifen
- rote und schwarze mitteldicke Permanent-Filzstifte (um die Beinchen der LED zu kennzeichnen)
- Stecknadeln
- Bindfaden stark (Stärnli-Fade)
Werkzeug
- Seitenschneider (zum Kürzen der LED-Beinchen)
- feine Zangen
- Ahlen
- Scheren (u.a. zum Glattschaben der Löcher im Plastik)
Elektrische Komponenten pro Kind
Das vorliegende Projekt kommt ohne Löten aus, verwendet dafür aber ein Super-Mini-Steckbrett (oder ein normales). Wer die Ausrüstung hat, um mit Kindern zu löten, kann das Projekt statt mit Steckbrett und Jumperkabeln auch mit Litze und Lötkolben durchführen.
- 1 9V-Batterie (boxtec SFr. 3.85)
- 1 Batterieanschluss 9V (boxtec SFr. 0.85)
- 1 Super-Mini-Breadboard (boxtec SFr. 1.40), man kann auch ein normales Steckbrett verwenden, aber das schlägt sich in den Kosten nieder (Play-Zone Steckplatine weiss SFr. 3.50)
- 1 Kippschalter (ich habe SPDT verwendet, wobei nur 2 Anschlüsse belegt wurden, es geht aber mit jeder Art von Kippschalter, boxtec SFr. 1.70)
- 3 klare farbige LED (boxtec Pakete à 10 Stück in diversen Farben, zwischen SFr. 0.29 bis SFr. 0.35 pro Stück)
- 2 kurze Jumperkabel M/M (ca. 10 cm, boxtec Paket à 100 Stück in diversen Längen SFr. 9.90)
- 2 lange Jumperkabel F/F (ca. 30 cm) unterschiedlicher Farbe (boxtec SFr. 8.60 für 20 Stück)
- 2 mittlere Jumperkabel M/F (ca. 20 cm) unterschiedlicher Farbe (boxtec Paket à 70 Stück, wobei aber nur 10 Stück davon die richtige Länge haben, SFr. 11.50 oder Play-Zone Paket à 10 Stück 20cm für SFr. 3.90)
- eventuell ein Vorwiderstand (der genaue Wert hängt von den verwendeten Farben ab, siehe unten, am günstigsten als Sortiment bei PlayZone mit 30 verschiedenen Werten à je 20 Stück zu SFr. 13.90, allerdings sind die Farbcodes auf dem blauen Untergrund schlecht lesbar, oder Sortiment von boxtec mit 20 verschiedenen Werten à je 25 Stück zu SFr. 12.80)
Sonstige Komponenten pro Kind
- 1 Plastik-Vorratsdose mit abnehmbarem und relativ weichem Deckel (das Material von Deckel und Dose darf nicht splittern, wenn man es mit der Ahle durchlöchert, und der Deckel muss etwas elastisch sein, damit man die Trinkhalme ohne weitere Befestigung stecken kann, gefunden in der Migros 1 Paket à 5 Stück für ca. SFr. 5.00)
- 3 dicke Plastiktrinkhalme mit Gelenk und 5mm Durchmesser (ebenfalls aus der Migros, Paket mit ca. 100 Stück SFr. 1.80)
- 3 Blatt mehrlagiges Toilettenpapier
Materialkosten insgesamt
Nach dem Zukunftstag habe ich die Materialkosten pro Kind ausgerechnet: Wir hatten zwei Gruppen à je 6 Mädchen, haben insgesamt mit meinem Demoobjekt also 13 Lichtobjekte gebastelt. Vorsichtshalber hatte ich von heiklen Komponenten (Schalter, Batterieanschluss, LEDs) ohnehin zusätzliche Reserveexemplare eingekauft. Bei den Batterien wäre das auch keine schlechte Idee, bei vielen Kindern hat man die Augen nicht überall und ein Kurzschluss ist schnell passiert. Die Materialkosten pro Objekt beliefen sich dabei auf knapp SFr. 15.-, wobei einiges an Material übrig blieb (LED, Jumperkabel, Reserveschalter und Batterieanschlüsse). Wenn ich diese Überschüsse nicht berücksichtige, dann waren es knapp SFr. 13.- pro Kind.
Berechnung des Vorwiderstandes
Im vorliegenden Projekt verwende ich 3 in Serie geschaltete 5mm-LED. Da unterschiedlich farbige LED unterschiedliche Volt-Zahlen aufweisen, hängt die Berechnung des Vorwiderstandes von der Anzahl der LED und den gewählten Farben ab.
Ich habe die klaren LED von boxtec verwendet. Gemäss Datenblatt gibt es dort 2 Gruppen:
- Orange, Rot und Gelb weisen minimal 1.8 und maximal 2.3V auf
- für Weiss, Rosa, Grün und Blau ist 3.2 bis 3.4V angegeben
Der Strom wird für beide Gruppen mit 0.02 Ampere ausgewiesen.
Aus dem ohmschen Gesetz lässt sich die folgende Formel zur Berechnung des Vorwiderstandes ableiten:
Ohm Widerstand = (Volt Batterie – Volt 1. LED – Volt 2. LED – Volt 3. LED) / Ampere LED
Wenn man die Formel für die möglichen Kombinationen von LED aus der ersten und zweiten Gruppe berechnet und auf der sicheren Seite sein möchte (d.h. auf die Minimalspannung abstellt), dann landet man bei der folgenden Tabelle:
Anzahl LED in Gruppe Gelb, Rot, Orange | Widerstand (in Ohm) |
---|---|
0 | nicht nötig |
1 | 40 oder mehr |
2 | 110 oder mehr |
3 | 180 oder mehr |
Nachtrag nach Zukunftstag: Mit einer grösseren Gruppe und wenig Zeit empfehle ich, überall einen 220-Ohm Widerstand in die Schaltung einzubauen, denn dann hat jedes Kind dieselbe Schaltung. Dort wo der Widerstand eigentlich überflüssig ist, hat das keinen merkbaren Einfluss auf die Helligkeit.
Bauanleitung
Hier die Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Man startet mit dem Kippschalter und den zwei M/M-Jumperkabeln: Den Anschluss am einen Ende des Kabels biegt man mit der Zange in der Mitte leicht um, hängt ihn dann in einen der äusseren Anschlüsse des Kippschalters und drückt die Drahtschlaufe anschliessend so zusammen, dass sich das Kabel möglichst nicht bewegen kann. Das zweite Jumperkabel wird auf die gleiche Weise mit dem mittleren Anschluss des Kippschalters verbunden.
- Muttern vom Kippschalter abschrauben und zur Seite legen. Mit der Ahle in die schmale Seite der Haushaltsdose ein Loch bohren, das gross genug ist für den vorderen Teil des Kippschalters. Eventuell muss man mit einer spitzen Schere oder der Ahle an einem Taschenmesser das Loch noch etwas grösser schaben. Dann den Kippschalter von innen nach aussen durch das Loch führen und an der Aussenseite mit einer Mutter festschrauben.
- Die Batterie verbindet man mit dem Batteriehalter, legt sie auf der dem Schalter entgegengesetzten Seite auf den Boden der Haushaltsdose und klebt sie dort mit durchsichtigem Klebeband an Seitenwand und Boden fest.
- Das Super-Mini-Breadboard legt man mit den Löchern gegen oben in die Mitte der Dose, wobei die längere Seite des Breadboards parallel zur längeren Seite der Dose positioniert wird (die Leiterbahnen verlaufen quer). Für die zwei Stöpsel auf der Unterseite kann man versuchen, mit der Ahle zwei passgenaue Löcher in den Boden der Dose zu machen, damit das Breadboard nicht wackelt (das Wort “Versuchen” verrät schon, dass ich dabei gescheitert bin). Dann klebt man das Breadboard mit durchsichtigem Klebeband am Boden fest, wobei man die Löcher einfach überklebt. Mit einer Stecknadel sticht man dann Löcher durch das Klebeband.
- Nun kann man die vorhandenen Komponenten verkabeln. Die vorliegende Version setzt je eine rosane, blaue und weisse LED ein und benötigt somit keinen Widerstand. Im Kapitel Bestückungsplan findet sich sowohl das aktuelle Schema wie eines mit Widerstand. Den roten Draht des Batterieanschlusses stecken wir in die untere linke Ecke (5. Reihe, 1. Spalte). Der schwarze Draht (Minus-Pol der Batterie) kommt dagegen in die linke obere Ecke. Das Jumperkabel des äusseren Schalter-Beinchens verbinden wir mit der unteren rechten Ecke und jenes des mittleren Beinchens mit dem Anschluss aussen rechts der dritten Reihe.
- Als nächstes macht man in der Mitte des Deckels drei Löcher mit ca. 1.5 cm Abstand in Form eines Dreiecks. Die Löcher müssen gerade so gross sein, dass sich die Trinkhalme einsetzen lassen und ohne weitere Befestigung halten (das geht umso besser, je elastischer das Material des Deckels ist). Weil LED gerichtete Komponenten sind und es nicht vertragen, wenn man sie verkehrtherum anschliesst, muss man bei der Verkabelung der LED gut aufpassen, welches Kabel man mit welchem Beinchen verbindet. Es empfiehlt sich deshalb, die 3 Löcher an diskreter Stelle mit 1, 2, 3 anzuschreiben und sie dann später in dieser Reihenfolge zu verkabeln. Aus dem gleichen Grund benötigen wir für die Leitungen in einem Trinkhalm immer 2 verschiedenfarbige Kabel.
- Nun halbiert man die Trinkhalme. Es werden nur jene Hälften mit dem Gelenk verwendet. Mit Hilfe der Ahle wird nun der untere Teil des Trinkhalms in das Loch gedrückt. Die Halme sollten noch nicht geknickt werden, denn es einfacher die Kabel einzuziehen, wenn der Trinkhalm in gerader Position ist.
- Um die LED in Serie zu verkabeln, werden die Jumperkabel werden auf folgende Weise in die Trinkhalme eingezogen:
- In Halm 1 kommt das erste M/F-Kabel, wobei der weibliche Teil mit der Buchse oben und der männliche Teil mit dem Stecker unten sein muss. Der Stecker wird nachher ja mit dem Breadboard verkabelt. Nun zieht man noch ein F/F-Kabel unterschiedlicher Farbe in denselben Halm.
- Der Rest dieses Kabels wird in den zweiten Trinkhalm gezogen (deshalb müssen die F/F-Kabel mehr als doppelt so lange sein wie die gekürzten Trinkhalme). Dann zieht man ein weiteres langes F/F-Jumperkabel durch den zweiten und den dritten Halm.
- Zusätzlich kommt in den dritten Halm noch ein M/F-Kabel, wobei die Buchse wieder oben und der Stecker unten ist.
- Obwohl die Papierblumen noch fehlen, vervollständigen wir nun die Verkabelung, um die Schaltung zu überprüfen. Bevor man die LED einsteckt, empfiehlt es sich, die längeren Beinchen (Plus-Pol) mit wasserfestem rotem Filzstift oben beim Kopf deutlich sichtbar zu markieren. Das kürzere Beinchen mit dem Minus-Pol bemalen wird dagegen schwarz.
- Beim ersten Halm stecken wir das längere, rot markierte Beinchen der LED in die Buchse des M/F-Kabels, das kürzere in die Buchse des F/F-Kabels.
- Auf Position 2 stecken wir das längere LED-Beinchen in die Buchse jenes Kabels, das vom 1. Trinkhalm kommt und das kürzere schwarz markierte Beinchen in die Buchse, die zum dritten Halm geht.
- Beim letzten Trinkhalm kommt das längere LED-Beinchen in das F/F-Jumperkabel, das vom Halm 2 kommt und das schwarze Beinchen stecken wir in die Buchse des M/F-Kabels
Es empfiehlt sich, die Verkabelung der LED noch einmal sorgfältig zu überprüfen, bevor wir den Schaltkreis im nächsten Schritt vervollständigen und den Schalter umlegen. Wenn eine LED verkehrt eingesteckt ist, riskieren wir, sie zu zerstören, sobald das erste Mal Strom fliesst. Und wenn irgendwo ein Kurzschluss vorhanden ist, leeren wir unsere Batterie in Rekordzeit.
- Nun stecken wir den Stecker, der auf der Unterseite des Deckels aus Halm 1 hervorschaut, in ein beliebiges Loch der mittleren Reihe des Breadboards. Das Jumperkabel, das aus dem dritten Trinkhalm hängt, wird dagegen in der Variante ohne rote, gelbe und orange LED mit der obersten Zeile des Breadboards verbunden.
Falls ein Widerstand nötig ist, verbindet der Widerstand Zeile 1 und 2 (bei Widerständen spielt die Richtung keine Rolle) und das Jumperkabel vom dritten Trinkhalb steckt in Zeile 2. - Jetzt können wir endlich den Schalter einschalten. Wenn wir keinen Fehler gemacht haben, dann gehen jetzt alle drei LED an.
- Doch eine nackte LED ist unbedingt attraktiv. Deshalb basteln wir uns im letzten Teil des Projekts schönere Lampenschirme aus Papierblumen. Wie im Vorprojekt bereits erwähnt, kann man als Lampenschirme auch Pingpongbälle, Plastikabfälle, alte Nylonstrümpfe, Spitzen, Scherenschnitte, Origami-Figuren, Eierschalen oder weiss der Kuckuck was nehmen.
Für jede Papierblume nimmt man 1 Blatt weisses, dreilagiges Toilettenpapier und beginnt es von der schmalen Seite her zu einer Ziehharmonika zu falten, wobei der einzelne Streifen ca. 7mm breit ist. Wenn das Blatt vollständig gefaltet ist, knickt man es in der Mitte und bindet es in der Mitte fest zusammen. - Anschliessend wird der gefaltete Streifen an beiden Seiten spitz oder rund zugeschnitten. Allerdings trennt man bei jeder Hälfte an einer Ecke die drei Lagen Papier, bevor man schneidet, denn nachher lassen sich die Lagen viel schwieriger trennen. Oft hilft eine spitze Stecknadel beim Trennen der Papierlagen. Nach dem Einschneiden der Ecken trennt man die Papierschichten sorgfältig so weit wie möglich zur Mitte hin und formt eine ansprechende Blüte.
- Die Befestigung der Blüte an LED und Strohalm ist am einfachsten, wenn man die LED noch einmal aus den Buchsen zieht und den schmalen Mittelteil der Blüte zwischen die zwei Beinchen der LED klemmt. Dies darf man, weil die in diesem Projekt verwendeten LED eine so geringe Stromaufnahme haben, dass die Drähte nicht heiss werden. Trotzdem sollte man vorsichtshalber das Lichtobjekt nicht unbeaufsichtigt längere Zeit brennen lassen. Eventuell kürzt man die LED-Beinchen noch etwas, so dass sie höchstens 1 cm länger sind als die Papierkante. Dann steckt man sie wieder in die Buchsen, wobei man natürlich sorgfältig darauf achten muss, dass man die Pole nicht verwechselt.
Damit ist unser LED-Objekt beendet.
Bestückungsplan
Da es das Super Mini Breadboard als Komponente in der Fritzing-Software nicht gibt, habe ich den Bestückungsplan auf den fünf ersten Zeilen und Spalten eines Mini Breadboards dargestellt.
Zuerst die Variante ohne Widerstand:
Und hier noch die Variante mit Widerstand:
Demo
Im Video sieht man, dass sich die LED-Leuchte tatsächlich ein- und ausschalten lässt:
Fazit nach dem Zukunftstag
Das erste und wichtigste Fazit: Dafür, dass ich seit meiner Blauringleiterinnenzeit vor über 30 Jahren nie mehr mit Gruppen von Kindern gearbeitet habe, ist das Projekt sehr gut gelaufen. Abends um fünf Uhr ging tatsächlich jedes Mädchen mit einem funktionierenden Lämpchen nach Hause. Die Bastelarbeit hat den Mädchen und mir enorm Spass gemacht und die Zeit (zweieinhalb Stunden) verging im Fluge. Von den vier Projekten, die alle zwölf Mädchen an diesen Tag durchlaufen haben, war das vorgestellte Projekt bei der Befragung am Ende des Tages der klare Sieger auf der Beliebtheitsskala (es war auch das zeitlich längste und vom Material her aufwändigste Projekt).
Im Detail sehe ich Einiges, was man besser oder anders machen könnte, aber es gibt auch Vieles, das sich bewährt hat, das ich wieder genau gleich machen würde.
Was hat sich bewährt
- Sobald ich die LEDs aushändige, lasse ich die Mädchen die langen Beinchen mit Permanent-Marker oben beim Kopf rot und die kurzen schwarz bemalen. Es hilft enorm, wenn man am Schluss die Verkabelung der LED überprüfen kann, ohne dass man sie wieder aus den Buchsen der Jumperkabel ziehen muss. Und mann kann dann die Beinchen der LED auch kürzen und weiss trotzdem noch, wie man sie anschliessen muss.
- Ich habe zwar die Theorie zum Stromkreis fast vollständig rausgekippt, aber dafür haben wir unsere Schaltung in drei Schritten aufgebaut und verfeinert
- Einfacher Stromkreis mit Batterie, Batteriehalter, Steckbrett, 1 LED und 1 Widerstand
- Der obige Stromkreis wird mit dem Schalter ergänzt
- Das vollständige Objekt wird gebaut
Im Nachhinein würde ich sogar vor dem letzten Schritt noch einen weiteren einbauen, bei dem alle 3 LED bereits mit den richtigen Jumperkabeln, aber noch ohne Trinkhalme und Deckel zusammengesteckt werden.
- Die drei Löcher im Deckel auf der Unterseite mit Filzstift durchzunummerieren hilft, wenn man die Verkabelung im Deckel Schritt für Schritt erklärt. Manche Mädchen fanden die Nummern, die man bei halbtransparentem Plastik von aussen sieht, zu Recht hässlich. Eventuell könnte man die Nummern auf Abdeckband schreiben und sie nur während der Verkabelung temporär neben die Löcher kleben.
- Die meisten Mädchen haben ganz offensichtlich nicht sehr viel Erfahrung mit Werkzeug (Ahle!), deshalb bin ich froh, dass ich von Anfang an auf das Löten verzichtet habe.
- Man kann relativ früh im Projekt zeigen, wie man die Blumen faltet und herstellt. Dann können Mädchen, die einen Arbeitsschritt schneller als andere beendet haben, schon mal Blumen herstellen, eventuell nicht nur für sich, sondern auch für andere, die nicht so schnell sind. Generell ist es sinnvoll, die Kinder dazu anzuhalten, sich gegenseitig zu helfen.
- Sehr unschlüssig bin ich bei der Ahle: Wir hatten nur eine einzige, was dazu führte, dass die Mädchen beim Bohren der Löcher immer wieder warten mussten. Mit 2 oder 3 Ahlen wäre es definitiv schneller gegangen. Allerdings nahmen manche Mädchen dieses Werkzeug so unbeholfen in die Hand, dass ich froh war, nur eine Ahle im Auge behalten zu müssen und somit von hässlichen Unfällen verschont zu bleiben. Das haben wir tatsächlich geschafft, abgesehen von einer leichten Quetschung ist nichts passiert.
Schwierige Schritte
Die folgenden Arbeitschritte erwiesen sich in einer Gruppe von zehn- bis zwölfjährigen Mädchen als schwierig und benötigten intensive Betreuung:
- Das Biegen und Befestigen der Jumperkabel am Stecker
- Das Bohren der Löcher in Plastikdose und Deckel. Hier gäbe es sicher besseres Werkzeug als Ahle und Schere, aber es ging mir darum, zu zeigen, dass man ein solches Projekt mit etwas Improvisationstalent und Erfindergeist mit Werkzeug, das in jedem Haushalt vorhanden ist, durchführen kann.
- Das zweite Kabel durch den Trinkhalm ziehen. Bei Loch 1 und 3 zieht man am besten zuerst die F/F-Kabel ein und dann das M/F-Kabel mit dem Stecker voran von oben her, denn der Stecker ist etwas weniger sperrig als die Buchse und rutscht deshalb besser durch das Röhrchen. Beim mittleren Trinkhalm hilft dagegen nur Fingerspitzengefühl und Geduld (optimal wären Trinkhalme mit 5.5 oder 6mm Durchmesser, aber die gibt es vermutlich nicht).
- Die korrekte Verkabelung der LED im Deckel (hier war einige Korrekturarbeit durch mich von Nöten)
- Das Auseinandernehmen der Schichten beim Toilettenpapier: Wahrscheinlich gibt es Toilettenpapier, das sich dazu besser eignet, aber ich hatte weder Zeit noch Lust, mich durch Dutzende von Fabrikaten durchzuarbeiten, um das perfekte Toilettenpapier für diesen Zweck zu finden. Die einfachste Lösung ist hier wirklich, wenn die Geschickten ein paar zusätzliche Blumen auf Vorrat für die andere nmachen.
Verbesserungspotential
- Der Hauptknackpunkt war die Zeit: mit einer Gruppe von 6 Mädchen im Alter von 10 bis 13 Jahren in 2 1/2 Std. ein funktionierendes Lichtobjekt zu basteln, ist ehrgeizig, insbesondere, wenn man die Kinder nicht kennt und ihre Vorkenntnisse und Fertigkeiten überhaupt nicht einschätzen kann. Zum Glück habe ich schon bei der ersten Gruppe relativ früh gemerkt, dass es knapp wird, deshalb die Theorie zum Stromkreis drastisch zusammengekürzt und die Demo mit dem Arduino, die eigentlich geplant war, ganz aus dem Programm gekippt (Sniff!). Wenn man will, kann man mit dem Thema und dem Projekt locker auch 5 Stunden füllen.
- Bei so vielen Kindern ist es fast nicht zu vermeiden, dass es zu Kurzschlüssen kommt. Deshalb von Anfang an mit Nachdruck darauf hinweisen, dass die Teilnehmer/innen immer wieder die Temperatur der Batterie fühlen, und sofort die Kabel ausstecken, falls sie heiss wird. Ausserdem händigt man den Kindern, wenn sie den ersten Stromkreis aufbauen, den Batterieanschluss erst ganz zuletzt aus, nachdem sie die LED und den Widerstand auf das Steckbrett gesteckt haben. Damit minimiert man die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die Batterie kurzschliesst, weil sich die Kabelenden zufällig berühren.
- Als Softwarefirma verfügt die Dynasoft natürlich nicht über einen üppig ausgestatteten Werkraum. Mein Projekt landete deshalb an einem (zu) kleinen Sitzungstisch mit Bildschirm. Relativ schnell erwies sich der Bildschirm als ziemlich überflüssig, da der theoretische Teil aus Zeitgründen sowieso gestrichen wurde und es bei 6 Kindern rund um den Tisch viel einfacher war, die Arbeitsschritte direkt am Objekt zu zeigen, statt auf dem Bildschirm im vorbereiteten Tutorial. Ich hätte deshalb besser auf den Bildschirm verzichtet und dafür auf einen grösseren Tisch und auf bessere Beleuchtung bestanden. Mit solcher Feinarbeit bei äusserst prekären Lichtverhältnissen waren meine Augen massiv überfordert.
- Ins gleiche Kapitel gehört, dass ich beim nächsten Mal definitiv Steckbretter in hellen Farben bestelle (nur von den grünen waren genügend vorrätig). Auf einem dunklen Steckbrett sieht man einfach zu wenig.
- Dass es nichts bringt, das Mini-Steckbrett in der Box anzukleben, wie man das auf dem einen Bild sieht, haben wir schon mit der ersten Gruppe gemerkt. Es ist einfacher, den Deckel mit dem Steckbrett zu verkabeln, wenn es frei hängt
- Wir hatten eine schriftliche Dokumentation vorbereitet und jedem Mädchen abgegeben, in der die wichtigen Schritte des Projekts mit Abbildungen dokumentiert waren. Bei den knappen Platzverhältnissen auf dem Tisch erwies sich das als unpraktisch, da die Dokus meistens unter Werkzeug, Widerständen, Kabeln und ähnlichem Krimskrams begraben waren, wenn man sie gerade gebraucht hätte. Und mein Notebook, mit dem ich den Schritt im Tutorial hätte zeigen können, wurde schon nach der ersten halben Stunde aus Platzgründen verbannt. Das nächste Mal drucke ich die wichtigen Schritte aus und hänge sie für alle ersichtlich an die Wand.
- Und bebilderte Begriffserklärungen zu Begriffen wie “Buchse”, “Stecker”, “Ahle”, “Seitenschneider” etc. hänge ich ebenfalls an die Wand.
- Wir hatten LED in 7 verschiedenen tollen Farben, aus denen man sich 3 aussuchen durfte. Es hätte die Materialausgabe allerdings einfacher und kürzer gemacht (und die Projektkosten gesenkt), wenn für alle nur die gleichen 3 Farben zur Verfügung gestanden hätten. Aber irgendwie machte es auch den Reiz des Projektes aus, dass jedes Lämpchen am Schluss etwas anders aussah.
- Es wäre sinnvoll, eine zusätzliche Testschaltung mit Steckbrett, Widerstand, LED und Batterie sowie Batterieanschluss vorzubereiten, so dass man einerseits nach möglichen Kurzschlüssen prüfen kann, ob die Batterie noch funktioniert. Anderseits kann man damit auch rasch die Farbe einer LED herausfinden, die bei klaren LEDs ja nur unter Strom ersichtlich ist.